Architektur + Städtebau

Städtebaulicher & hochbaulicher Entwurf

geplant mit Marco Cucuio

betreut durch das Prof. Rainer Hehl

Vitruv beschreibt die Entdeckung des Feuers durch die Menschheit als den Beginn des Zusammenkommens an einem bestimmten Punkt auf der Erdoberfläche. Da die Eigenschaften des Feuers für den Menschen an einen bestimmten Punkt gebunden sind, versammeln sich die Menschen an diesem Punkt und die Architektur beginnt. Aus technischer Sicht könnte man das Feuer als einen der ersten infrastrukturellen Knotenpunkte betrachten: Im Anthropozän des Jahres 2017 ist das Feuer ein Gut, das man in jede Tasche stecken und jederzeit und an jedem Ort nutzen kann. Es hat keine räumlichen Implikationen. Infrastrukturen, die anderen menschlichen Grundbedürfnissen dienen, sind die wichtigsten raumbestimmenden Faktoren auf dem Planeten, den wir heute bewohnen. Dieses „räumliche Rückgrat“, das die formale Stadtproduktion prägt, fehlt in der stark wachsenden informellen Zersiedelung. Unser Projekt versucht, die existenzielle Notwendigkeit zur Erbringung von infrastrukturellen Dienstleistungen als raumprägendes Element zu nutzen. Ähnlich der Funktion des Feuers, die Vitruv beschreibt, definiert das Projekt die Versammlung um eine infrastrukturelle Dienstleistung als einen der Ausgangspunkte für die Schaffung von Kollektivität. Indem wir verschiedene Wege in die informell organisierte Siedlung hineinlegen, schaffen wir Verdichtungsnotizen und Freiräume, ohne jede einzelne Wand oder Säule vorher festzulegen. Wie im Beispiel des Feuers denken wir, dass Versorgung ein besserer Herrscher ist als Verbot, indem wir bestimmte Wohnungstypen realisieren, die auf einer bestimmten Idee der Aneignung und Vervollständigung durch die Bewohner*innen beruhen. Durch diese Maßnahmen versuchen wir, bestimmte Strategien der Wohnungsproduktion zu implementieren, die von den Bewohner*innen und lokalen Organisationen selbst nachgeahmt werden können.